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 18.Tag: Der Passo delle Radici oder auf nach Lucca und Pisa

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung

25.06.2012

103 1653 900 11300 Camping

 

So kann man sich täuschen! Meine Erwartungshaltung bezüglich des Campingplatzes in Pievepelago war nicht sehr hoch gewesen. Die 12 Euro für die Übernachtung lagen preislich im Schnitt, er bot aber eine recht gute Qualität. Saubere Sanitäranlagen und ein richtig tolles Restaurant, was brauchte ich mehr? Als ich den Platz morgens um 07:00 Uhr verließ, war ich alleine, keine Menschenseele zu sehen. Die Schranke war noch nicht geöffnet, mein Gespann passte glücklicherweise durch eine kleinere Tür.

Die Entscheidung wieder früh zu starten, war genau richtig gewesen, bereits um 10:15 Uhr hatte ich die ersten 750 Höhenmeter absolviert. Es war eine schöne Fahrt in noch angenehmer Morgenkühle bei sehr wenigem Verkehr. Auf der Passhöhe des Passo delle Radici machte ich an einer Bar eine kurze Pause, danach ging es die letzten steilen 100 Höhenmeter hinauf nach San Pellegrino in Alpe. San Pellegrino in Alpe liegt in etwa auf einer Höhe von 1607 m ü. NN. Als ich über die höchste Stelle radelte, hatte ich nach erst 17 Tageskilometern die Höhenmeter des Tages geschafft. Dort oben gab es zur Belohnung eine grandiose Aussicht über die Apenninen.

Die wenigen Häuser in San Pellegrino wurden um eine Wallfahrtskirche herum gebaut. Der kleine Ort steht auf einem Felsensporn weit über Castelnuovo di Garfagnana. Der Ort ist weithin für seinen fantastischen Ausblick über den Apenninenhauptkamm der Garfagnana bekannt. Über die Entstehung des kleinen Ortes gibt es wohl eine Legende, die besagt, dass im siebten Jahrhundert an jenem Ort ein Wandersmann namens San Pellegrino nach langer Wallfahrt gestorben sei. San Pellegrino war angeblich ein Adeliger, ein Sohn eines irischen Königs, von denen es im Mittelalter wohl sehr viele gab. Von der katholischen Kirche wurde er als Heiliger nicht anerkannt. In Norditalien wird er in manchen Gegenden wohl verehrt, weil der den großen „Putzlappen“ schwang und die Gegend von Dämonen säuberte. Interessant, was für Geschichten sich manchmal über Jahrhunderte hielten.

Von einer Höhe in 1607 m bis nach Pisa auf eine Höhe von 6 m hinab zu radeln hat man wohl nicht gerade jeden Tag.  Die ersten 20 km von insgesamt 87 Abfahrtskilometern gingen steil bergab, ich hatte auf der Strecke einen Spaß wie auf einer Abfahrt schon lange nicht mehr. Kleine Dörfer, Bauernhöfe und Blicke von Menschen sind mir in Erinnerung geblieben, die nur eines zu sagen schienen, wo kommt denn der Verrückte mit dem Hänger her. Weiter in Richtung Lucca war das Gefälle nur noch gering, der Verkehr nahm zu und es wurde enorm heiß. Den rückwärtigen Verkehr ständig im Rückspiegel beobachtend, raste ich mit durchschnittlich 30 km pro Stunde weiter ins Tal.

Lucca erreichte ich nach etwa 80 Tageskilometern ungefähr um 14:00 Uhr. Was für eine tolle Stadt, ich hatte kaum das Stadttor passiert, da kam ich aus dem Fotografieren nicht mehr raus. Ich war mir sofort sicher, in diese Stadt musste ich mit meiner Frau auf einer Städtereise noch mal hin. Einen leckeren Eisbecher gönnte ich mir in der tollen alten Stadt, danach machte ich mich wieder auf den Weg. Zwischen Lucca und Pisa gibt es noch einen Anstieg über 100 Höhenmeter, der aber ohne Probleme zu bewältigen war. Etwas schwieriger wurde der Umgang mit der Hitze. Bei 37 Grad im Schatten zu radeln und das meistens in der Sonne, fiel schon ein wenig schwer. Ich spendierte mir deshalb hier und da an einer Bar eine Cola.

Die letzten Kilometer nach Pisa hinein führte mein Weg entlang einer Allee, die links und rechts mit dicken Bäumen gesäumt war. Dort konnte ich bei relativ wenig Verkehr die letzte Strecke im Schatten radeln. Schon von Weitem war der Schiefe Turm von Pisa zu sehen. Bei meiner Ankunft vor dem Schiefen Turm war dort „der Bär los“! Hunderte von Touristen strömten zum Turm von Pisa oder zum daneben stehenden Dom. Mein Gespann erregte dort einige Aufmerksamkeit. Einige Japaner stellten ihre Frauen an mein Rad und machten Fotos von ihnen.

Der Campingplatz ist in Pisa sehr schön, mit der Qualität hätte ich in so einer von Touristen wimmelnden Stadt nicht gerechnet. Er ist nicht weit vom Schiefen Turm entfernt und mit dem Rad in wenigen Minuten erreichbar. Der Service gefiel mir auch recht gut, zumal man auf meiner Frage nach einer Steckdose für meinen Netbook extra ein Kabel zu einem Tisch am Pool ausrollte. Am Abend wurde es noch spannend, als eine Musikanlage mit elektronischem Klavier aufgebaut wurde. Als die Sängerin erschien, füllte sich die Terrasse langsam. Ich klappte den Netbook zu und lauschte eine Stunde lang der Musik, die mir sehr gut gefiel. Und wieder hatte ich einen sehr schönen Tag erlebt.

 


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