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 09.Tag: In der Dynjandisheidi und mit der Fähre nach Stykkisholmur

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
10.07.2010 51 735 900 7450 Hotel Breidafjödur

 

Was war das für ein wunderschöner Morgen? Die Sonne schien, die Atmosphäre am Dynjandi war  einzigartig. Während zwei andere Radler ihre Sachen schon fast gepackt hatten, ließen wir uns Zeit. An dem Tag stand nur eine Fahrt über 51 km auf dem Programm. Auf der Strecke gab es zwar zwei Pässe mit einer Höhe von je knapp über 500 m, dazwischen eine Senke (300 m), das sollte aber ohne zeitlichen Druck zu schaffen sein.

Die Fahrt hinauf auf die Dynjandisheidi war stellenweise nicht leicht. Immer wieder nahm die Steigung kurzfristig zu, so dass wir bereits am frühen Morgen ordentlich ins Schwitzen kamen. Die nicht asphaltierte Piste ließ sich aber relativ gut befahren, optisch hatte sie durch das Farbenspiel sogar einen besonderen Reiz. Für den Anstieg bis auf die Dynjandisheidi benötigten wir ca. 1 ½ Stunden, danach ging es steil bergab bis in die Senke, die auf einer Höhe von 307 m liegt. Von dort hat man einen tollen Blick in den Sudurfirdir mit einem einsamen Gehöft. Ein paar Kilometer weiter war es dann geschafft. Auf den letzten 200 Höhenmetern des Tages hatten wir noch ein kurzes Stück mit ca. 11 % Steigung zu bewältigen, ansonsten war die Steigung aber eher moderat und gut zu befahren.

Auf dem nächsten Foto sieht man den Berg Breidafell, vor dem die Str. 63 rechts nach Bildudalur führt. Unsere weitere Route sieht man in der Senke, sie führte dort weiter geradeaus  nach Flokalundur hinunter zum Meer. Auf der Abfahrt nach Flokalundur hielten wir mehrere Male, um Fotos zu machen. Kurz vor dem Meer entdeckten wir dann eine Statue, deren Bedeutung uns bis heute nicht klar ist. Evtl. handelte es sich um eine Art Wächter des Tales.

In  Flokalundur gibt es eine Tankstelle, einen Campingplatz und ein Restaurant, das zum Hotel „Flokalundur“ gehört. Die Gebäudeansammlung, von Ort kann man wohl kaum sprechen, liegt etwa 6 km vom Fährhafen Brianslaekur entfernt direkt am Meer. Unsere Planung sah vor, am Abend um 19:00 Uhr mit der Fähre nach Stykkisholmur überzusetzen. Wir wollten die Westfjorde verlassen, um unsere Reise auf der Halbinsel Snaefellsnes fortzusetzen. Neugierig wie wir waren, radelten wir nach einer Pause die 6 km nach Brianslaekur, um uns den Fährhafen anzusehen. Gleichzeitig hatten wir die Hoffnung, dort eine Kleinigkeit essen zu können. Vor Ort trafen wir auf einen menschenleeren Fährhafen und ein abgeschlossenes Gebäude, in dem man wohl kurz vor der Fahrt die Fahrkarten kaufen konnte, ansonsten nichts. Mangels Alternative radelten wir die 6 km wieder zurück nach Flokalundur und machten es uns im Hotelrestaurant bequem.

Den weiteren Nachmittag verbrachten wir damit, unsere Räder zu reinigen und unsere Ausrüstung zu kontrollieren. An der Tankstelle fanden wir dafür einen geeigneten Platz. Etwas später starteten wir dann unseren zweiten Versuch und radelten wieder nach Brianslaekur. Wir waren noch immer etwas zu früh, aber immerhin warteten schon zwei weitere Personen darauf, dass jemand erschien. Exakt zwei Stunden vor unserer Abfahrt war es dann tatsächlich so weit, das Gebäude wurde geöffnet.

Etwa eine halbe Stunde vor unserer Abfahrt erschien die Fähre am Horizont. Nicht voll beladen verließen vielleicht 10 PKW den Laderaum, darüber hinaus ein paar Menschen, die möglicherweise ihre Autos im Fährhafen geparkt hatten. Danach waren wir dran. Unsere Räder kamen mit auf die PKW-Ladefläche und wurden am Rand festgezurrt.

Den Fährbetrieb zwischen Brianslaekur und Stykkisholmur gibt es bereits seit dem Jahr 1926. Die Fähre, mit der wir fuhren, war im April 1990 vom Stapel gelaufen und hatte ein Fassungsvermögen von 200 Personen und 20 Pkw. Seit Beginn des Fährbetriebes war es das siebte Schiff, das diese Route befuhr. Auf dem Weg nach Stykkisholmur gibt es einen Zwischenstopp auf der kleinen Insel Flatey. Die Fahrt bis dorthin dauerte etwas über eine Stunde.

Die im Breidafjoerdur gelegene Insel Flatey wurde durch den Fund des nach ihr benannten „Flateyjarbok“ berühmt. Bei dem Buch handelt es sich um die größte und prachtvollste Handschrift Islands, die vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts entstand. Auf über 200 Pergamentseiten wurden damals Sagas (Geschichten) niedergeschrieben und mit Illustrationen versehen. Bei den Sagas handelt es sich um eine Mischung aus erdichtetem Roman und festgehaltenen historischen Fakten. Inhaltlich befassen sich die Sagas im Flateyjarbok mit den norwegischen Königen und der Entdeckung Amerikas. Für die Erstellung des Buches benötigte man damals die Häute von 113 Kälbern. Irgendwann gelangte die Schrift in den Privatbesitz eines Bauern auf Flatey, wo sie sich bis 1647 befand. Dann erhielt sie der Bischof von Skaltholt als Geschenk, später der dänische König. Im Jahr 1971 wurde sie aus der Königlichen Bibliothek Kopenhagens nach Reykjavik zurückgebracht.

Die Fahrt bis nach Stykkisholmur dauert noch knapp zwei Stunden. Bei der Ankunft war es bereits 22:00 Uhr und dennoch fast taghell. Die Sonne, die flach auf den Ort strahlte, erzeugte eine interessante Stimmung und Farbwirkung in den angestrahlten Gebäuden.

Auf der Suche nach einem Hotel radelten wir noch kurz durch den Ort, wurden aber ziemlich schnell fündig. Etwa um 23:00 Uhr machten wir uns noch zu Fuß auf den Weg, um  ein wenig von der Abendstimmung einzufangen und in den Genuss eines leckeren Biers zu kommen.

 


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