A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11

 

 03.Tag: Ein harter Anstieg auf der Groß Glockner Hochalpenstraße

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
09.09.2008 71 229 2350 5350 Camping Woferlglut in Bruck

 

Der Rasen war noch feucht vom Morgendunst als wir beim Frühstück saßen. Aber was viel wichtiger war, die Sonne schien und sie würde uns auch in den nächsten Tagen treu bleiben, so lautete die Wettervorhersage. Der Tag der Königsetappe! Schon häufig hatte ich darüber nachgedacht, die Groß Glockner Hochalpenstraße mit dem Rad zu befahren. An diesem Tag sollte es endlich etwas werden. Um ca. 09:00 Uhr verließen wir den Platz und radelten in Richtung Fusch.

Die ersten 10 Kilometer der Gesamtstrecke von 35 km bis zum Hochtor waren noch bei mäßiger Steigung befahrbar. Danach wurde es hart. Kontinuierlich zwischen 9 % und 12 % schwankend, mußten wir bis zum Fuschertörl noch 18 km hinauf. Aber es machte riesigen Spaß bei dem tollen Wetter durch die grandiose Berglandschaft zu radeln.  Zwischendurch legten wir an sich bietenden Stellen immer mal wieder kleine Pausen ein, allein der Autoverkehr war zwischendurch schon mal etwas nervig. Auffallend viele Autohersteller schienen hier Testfahrzeuge unterwegs zu haben. Hin und  wieder hatten wir den typischen Geruch zu heißer Bremsbelege oder Kupplungen in der Nase.

Die Maustelle Ferleiten passierten wir ganz rechts auf einer Nebenspur. Für die Nutzung bezahlen mußten nur die motorisierten Fahrzeuge, wie man auf dem folgenden Foto sehen kann.Etwas später sahen wir die erste Kehrenansammlung von unten. In der Hexenküche (Kehre 9) legten Michael und ich noch eine Pause ein. Ludger war uns schon etwas voraus gefahren, Robert und Markus fehlten aber noch. Auf meinen früheren Touren hatte ich schon häufiger Murmeltiere gesehen. Hier am Großglockner leider nicht. Zu hören war hin und wieder nur das für Murmeltiere so typische Piepsen.

Um die Mittagszeit hatten wir es alle geschafft. Wir standen am Fuschertörl in 2430 m Höhe. Was für eine Aussicht! Beim Blick nach Süden konnten wir bis zum Hochtor schauen, in Richtung Norden auf die Edelweisspitze. Erst einmal war eine längere Pause fällig. In der dortigen Restauration gab es leckeres Essen. Draußen in der Sonne zu sitzen und die Ausblicke zu genießen war schon toll. Danach kämpften wir uns mit den Rädern zur Edelweisspitze hinauf. Bis zur Edelweisspitze sind zwar nur 140 Höhenmeter zu bewältigen, die Fahrbahn besteht aber aus feinem Kopfsteinpflaster und war deshalb nicht einfach zu befahren. Direkt neben dem Schild trafen wir einen Reiseradler mit Gepäck, der am Lenker eine Box befestigt hatte, die sofort unser Interesse weckte. Eingetuppert in eine Plastikbox nutzte er ein PDA-Gerät zur Navigation. Mit Strom versorgt wurde das Gerät von seinem Nabendynamo. Wir unterhielten uns einige zeit mit ihm. Die Elektronik hatte er selber entwickelt. Sie befand sich in der Box unter einer dünnen Schaumstoffmatte. Eine interessante Idee.

Auf der Abfahrt zurück zum Fuschertörl ließen wir es langsam angehen. Auf dem Kopfsteinpflaster war schnelles Fahren zu gefährlich. Die weitere Strecke bis zum Hochtor besteht bei einer Betrachtung des Höhenprofils zunächst aus einem kleinen, nur 20 Höhenmeter betragenden Anstieg im Bereich der Nadelkurve am Fuschertörl.  Gut zu sehen auf dem vorherigen Foto. Dann geht es hinab in eine 150 Höhenmeter betragende Senke bevor man noch 250 Höhenmeter bis zum Hochtor radeln muß. Genau dieses Teilstück wollten wir noch befahren. Vom Hochtor aus wollten wir dann dieselbe Strecke zurück nach Bruck radeln.

Im Bereich der Senke gibt es ein Gebäude, in dem eine Ausstellung über den Bau der Großglockner Hochalpenstraße untergebracht ist. Sehr interessant wird dort der Bau der Straße anhand von Fotos und Zeitdokumenten beschrieben. Nach dem kurzen Besuch der Ausstellung radelten wir ohne Pause bis zum Hochtor. Vor dem Tunnel sammelten wir uns und fuhren gemeinsam auf die andere Seite. Wir hofften dort einen Blick auf den Großglockner zu bekommen, was aber von dort nicht möglich war.

Wir waren am Ziel unserer Königsetappe angelangt. Zurück nach Bruck mußten wir noch einmal die 150 Höhenmeter bis zum Fuschertörl hinauf, dann war es geschafft. Es reichte für den Tag, wir hatten inzwischen 2350 Höhenmeter in den Beinen  und freuten uns auf die lange Abfahrt. Im Nachhinein betrachtet fuhren wir auf der Abfahrt viel zu schnell. Eigentlich viel zu gefährlich, aber es war irgendwie ansteckend. Mit Spitzengeschwindigkeiten von 80 km/h sausten wir zurück nach Bruck, überholten PKW und Busse und an manchen Stellen sogar Motorräder.

Nachdenklich wurden wir erst am Ortseingang von Bruck, als wir noch ein Erlebnis hatten, das im Nachhinein wie ein Fingerzeig vom Himmel wirkte:

Auf unserer Rückfahrt vom Großglockner hatten wir uns kurz darüber unterhalten, dass wir in Bruck noch Lebensmittel einkaufen wollten. Am Ortseingang von Bruck gibt es einen Billamarkt. Als wir ihn sahen, gaben wir uns gegenseitig ein Zeichen nach rechts auf den Parkplatz einzubiegen und das war zufälligerweise gut so. Als ich auf den Parkplatz einbiegen wollte, fuhr vor mir in ca. 15 m Entfernung ein älterer Herr mit dem Rad. Er fing plötzlich an zu schreien. Ein PKW-Fahrer hatte ihn vollkommen übersehen und vom Parkplatz auf die Großglocknerstraße einbiegend frontal umgefahren. Ich sah noch wie er auf den Boden stürzte und mit dem Kopf auf den Boden schlug. Glücklicherweise war der Rettungswagen einigermaßen schnell am Ort. Ohne Helm unterwegs, sah die Kopfverletzung nicht gerade harmlos aus. Robert und ich blieben als unmittelbare Zeugen am Unfallort bis ein Polizist erschien und unsere Personalien aufnahm. Wir sollten am Tag darauf noch in der Polizeistation erscheinen um ein Protokoll zu unterzeichnen. Abends gingen wir wieder in das Restaurant mit dem rustikal edlen Ambiente. Dort hatten wir ja schon am Abend zuvor gegessen. Während das Feuer im offenen Kamin prasselte, genossen wir unser Abendessen. Markus hatte einen Trick entwickelt, wie man Salatteller so voll bekommt, dass man im Anschluß das Hauptgericht fast nicht mehr schafft. Auf keinen Fall ein Salatblatt zuerst hieß seine Devise.

Aus dem Nebenraum dröhnte Quetschkommoden Musik und Gesang laut bis zu uns hinüber. Dort hatte sich eine Gruppe Engländer inzwischen wohl intensiv mit österreichischen Spirituosen auseinandergesetzt. Sie sangen inzwischen österreichisches Liedesgut. Noch beeindruckt von unserer Tour gönnten auch wir uns ein leckeres Tröpfchen, von dem Gerstentrunke, welches bei den Einheimischen unter dem Namen „Weißbier bekannt ist. Die Wirkung dieser innerlichen Behandlung war dann dergestalt, das die Auffahrt immer steiler und die Abfahrtsgeschwindigkeiten immer schneller wurden.

 


Download als GPX Datei