A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 30. Tag: Astorga - Ponferrada

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm  Übernachtung
 25.09.2016  57  2.633  863  19.756  Albergue San Nicolas

 

Sonntag, der 25.09.16 wird mir immer in Erinnerung bleiben, er war aus den verschiedensten Gründen ein ganz besonderer Tag. Ich möchte aber nicht zu viel vorwegnehmen, beginne mal lieber von vorne und erzähle, wie der Tag begann.

Noch im Dunkeln radelte ich in Astorga zum Plaza de Espana, nur um festzustellen, dass kein Cafe geöffnet hatte. Ich kehrte also um, kam wieder an der Pilgerherberge San Javier vorbei und fand am Ortsausgang eine geöffnete Bar. Der Besitzer hatte wohl erkannt, dass sich so früh am Morgen direkt am Pilgerweg einige Euros verdienen ließen.

Das Licht an meinem alten Koga war aufgrund des immer wieder durchrutschenden Rollendynamos nicht besonders hell. Ein anderer Radler hatte mich schon im Ort darauf hingewiesen, also wartete ich in dem Cafe wenigsten so lange, bis ein wenig die Sonne herauskam.

Auf den ersten Kilometern am Anstieg zum Cruz de Ferro sah ich immer wieder Radler, die in ihrem eigenen Tempo noch gegen die morgendliche Kühle ankämpften. Zum ersten Mal war es auf meiner Tour so frisch, dass ich für die ersten zwei Stunden Fingerhandschuhe anzog. Bei den Bekleidungsstopps gab es immer wieder Rückblicke in die aufgehende Sonne, das Farbenspiel war einfach herrlich anzusehen.

Einen ersten Stopp hatte ich in Rabanal del Camino an der Pilgerherberge „Nuestra Senora del Pilar“, die links etwas abseits der Straße liegt. Der Herbergsvater, ein Deutscher, begrüßte mich sogleich, holte seinen Stempel für mein Credential und sprach einige Zeit mit mir. Franz und Ursula von der  Pilgerherberge in Pamblona  kannte er, er wollte sie noch am selben Tag anrufen, weil er nicht mitbekommen hatte, dass sie wieder in Pamblona waren. 

Einige Höhenmeter weiter hielt mich an der Straße ein chinesisches Ehepaar an, sie wollten mit mir unbedingt ein Foto machen, dass war natürlich kein Problem und wir hatten alle unseren Spaß.

Hinter dem kleinen Ort Foncebadon war es dann schnell geschafft. Noch ein paar hundert Pedalumdrehungen bei mäßiger Steigung und bereits um 11:00 Uhr war ich  in über 1.500 m Höhe am Cruz de Ferro. Ich glaube, dass das Erreichen dieses markanten Punktes auf dem Pilgerweg  für die meisten ein bewegender Moment ist. Und das hat einen Grund.

Das Cruz de Ferro ist ein kleines Eisenkreuz, das auf einen stabilen Baumstamm montiert mit 1.500 m den höchsten Punkt des Jakobsweges markiert. Der dicke Stamm mit dem Kreuz steht auf einem Steinhaufen, der von den Pilgern ständig vergrößert wird. Der jeweilige Stein, den jeder von zu Hause mitbringt, dient als Symbol der hinter sich gelassenen „Sünden“ oder der auf dem Weg bereits erfahrenen Läuterung im christlichen Sinn. Ursprünglich soll dieser Brauch wohl nicht christlichen Ursprungs sein, darüber konnte ich im Internet aber keine weiteren Angaben finden.

Das Gebet des Cruz de Ferror lautet: „Herr möge dieser Stein Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft sein, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Wagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein.“

In der heutigen Zeit nutzten viele Pilger diesen Ort überwiegend, um am Baumstamm einen Stein mit einer persönlichen Beschriftung, Briefe oder Votivgaben abzulegen. Meistens wird mit der Ablage wohl ein Wunsch für eine andere Person oder der Person selber verbunden.

Der große Moment war für mich persönlich, einen schönen Platz für meinen Stein zu finden, ja ich war gerührt. Ich wünschte unserem gerade geborenen Enkelkind Jakob für seinen Lebensweg alles Gute und viel Glück im Leben. Direkt am Stamm fand ich eine sehr schöne Stelle, vielleicht kommt Jakob ja später tatsächlich in seinem Leben dort mal hin.

Ich war gerade mit meinen Fotos fertig und hatte einige davon über Whatsapp an die Familie gepostet, da traf ich Uwe Rupp. Er kam aus einer Kleinstadt in der Nähe von Stuttgart und erzählte mir, dass er dort  auch einigee Zeit Bürgermeister gewesen ist. Uwe war auch mit dem Rad unterwegs und wollte natürlich auch nach Santiago de Compostela.

Zwei Stunden war ich oben auf dem Berg, hatte mich viel mit Uwe und anderen Radlern unterhalten, die Zeit drängte nicht, ich wollte ja nur noch bis Ponferrada. Die Abfahrt war toll! Immer wieder gab es Möglichkeiten der Einkehr, ich fotografierte mehrmals die tief unten liegende Landschaft, hielt deshalb immer mal wieder an schönen Ausblicken an,  radelte ansonsten aber zügig durch.

Die Herberge in Ponferrada war zwar groß, hatte aber nur 4 Bett Zimmer, was mir sehr entgegen kam. Die Organisation beim Empfang war schon top! Eine Spanierin trug die Ausweisdaten in eine Liste ein, ein Spanier sorgte für den Stempel im Credential und ein weiterer half mir, die Radtaschen zum Bett zu tragen. Das Bett war frisch bezogen, ich konnte nach dem Abschließen des Rades direkt duschen gehen.

In der Stadt schaute ich mir später die Kathedrale und die tolle Templerburg an und freute mich riesig über diesen gelungenen Tag.  Am Abend bewegte ich mich zwecks Essen und Trinken im Umfeld der Templerburg, dort gab es die meiste Gastronomie.

 


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