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 34. Tag: Arzua - Santiago de Compostela

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm  Übernachtung
 29.09.2016  44  2.858  647  23.175  Hotel Windsor 

 

Bei Sonnenaufgang verließ ich Arzua ohne jegliche Wehmut, der Ort hatte mir ohnehin nicht gefallen. Sehr schnell fand ich kleinere Wege, die abgesetzt vom eigentlichen Pilgerstrom nach Santiago d.C. führten, ich konnte die Massen an Pilger nicht mehr sehen.

Mein Weg führte über viele verlassene und noch betriebene Bauernhöfe, dort begann leider aber  wieder das Hundeproblem. Meistens waren sie ja angeleint, einmal aber nicht. Der Hund, der mir folgte, war nicht gerade klein, er hatte nur leider das Pech, dass ich zu schnell unterwegs war, es ging flott bergab, in dem Fall hatte ich mal Glück.

Etwas später erreichte ich die Nationalstraße, die direkt zum Flughafen führt. Das waren noch einige Kilometer, aber es gab einen breiten Randstreifen und dort konnten selbst LKW gut überholen. Von Nordosten kommend, kam ich vor Santiago d. C. zunächst am Flughafen vorbei. Dort gab es einige Irritationen bezüglich meiner Weiterfahrt und das hatte seinen Grund: Den Kreisverkehr in der ersten Ausfahrt nach rechts verlassen durfte ich nicht, es war die Stadtautobahn, für Radfahrer verboten. Eine Ausfahrt im Kreisverkehr weiter ging es wieder nach Osten, in die Richtung, aus der ich herkam und dort wollte ich natürlich auch nicht hin. Was ich aber auch sah, war die Tatsache, dass quer vor mir auf der anderen Seite des Kreisverkehrs hinter einem Zaun massenhaft Pilger liefen. Nur wie kam ich dahin?

Meine Einschätzung war richtig. Ich musste die zweite Ausfahrt nehmen und 200 m nach Osten radeln, dort endete der Zaun. Genau dort konnte ich um 180 Grad rechts abbiegen und wenden, um mich in den Pilgerstrom einzureihen.

Vor der Fahrt ins Zentrum war es noch schön, einige bekannte Stellen auf letzten Kilometern des Pilgerweges wiederzusehen (siehe Fotos). 2009 war ich auf der Strecke mit meiner Frau Claudia in umgekehrter Richtung unterwegs gewesen, unser Zwischenziel war damals Arzua mit einem weiteren Schwenk auf den Camino del Norte (Sobrado de Monxes) gewesen.

Und dann kam der große bewegende Moment! Ich stand mit meinem alten Rad  zum dritten Mal vor der Kathedrale in Santiago de Compostela auf dem Praza do Obradoiro, nur diesmal nicht alleine oder wie 2009 mit meiner Frau! Diesmal hatte ich das laminierte Foto von unserem vor wenigen Wochen geborenen Enkelkind Jakob dabei. Es ist nicht einfach zu beschreiben, was man dann fühlt. Ich hatte 2.858 km und 23.175 Höhenmeter in den Beinen, fühlte mich gut und dachte an die vielen Erlebnisse unterwegs. Was war das für eine gewaltige Strecke gewesen und nun war ich mit Jakob am Rad am Ziel.  

Nach dem Versand einiger Fotos über Whatsapp an Familie und Freunde war die Resonanz groß, mein Smartphone „pinkte“ nur noch und ich hatte reichlich zu tun.

Etwa später machte ich mich auf den Weg zum Pilgerbüro. Etwas naiv lief ich zunächst in die Straße, wo das Pilgerbüro 2011 nach meiner Ankunft über die Via de la Plata gewesen war, nun im Jahr 2016 gab es dort kein Pilgerbüro mehr. Passanten auf den Straßen halfen mir dann aber und ich war trotzdem schnell im Ziel.

Nur das mir das an dem Nachmittag nichts half. Bei meiner Ankunft hatte ich sehr schnell wahrgenommen, dass das neue Pilgerbüro u.a. aus einem großen Innenhof bestand. Dort standen geschätzt 200 bis 300 Pilger in einer Schlange und man rechnete mit 2-3 Stunden Wartezeit. Nein, das wollte ich mir an dem Tag nicht antun, ich hatte ja noch zwei Tage Zeit.

Von zu Hause aus waren schon zwei Nächte in der Pension Baldala gebucht. Durch meine einen Tag frühere Ankunft hatte ich eine Nacht unterwegs zusätzlich im Hotel Windsor über booking.com nachgebucht, in der Pension Baldala war keine weitere Übernachtung möglich. Also radelte ich mit GPS-Hilfe zunächst zum Hotel Windsor, wo ich sehr freundlich empfangen wurde und man mir beim Gepäcktragen half.  Mein Rad kam bis zum nächsten Morgen in die Tiefgarage und schon war alles gelöst.

Am Abend lief ich ein wenig durch die Innenstadt, immer in unmittelbarer Nähe der Kathedrale. Dort gab es genügend Restaurationen, um ein Abendessen einzunehmen. Für weitere Besichtigungen hatte ich ja noch zwei Tage Zeit, ich musste langsam ankommen,

 

 Ja, ich war nach 2.858 km auf dem Fahrrad „mit Jakob“ am Ziel

 


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