07.Tag: Am Col du Vars |
|||||
Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
30.07.1998 | 63 | 454 | 1.109 | 9.851 | Camping am Fort de Tornoux |
8 km sind es nur, bis wir den Abzweig zum Chateau Queyras erreichen. Hinter unser liegt ein, von Brunissard aus gesehen, leicht abfallendes Stück Straße, vorbei an schönen Bauernhäusern, fern ab der großen Straßen, immer am Fluß Riviere entlang. Satte Wiesen begleiteten uns das ganze Stück. Wir stehen am Abzweig und sind uns nicht ganz schlüssig, ob wir noch bis zum Chateau Queyras fahren sollten oder nicht. Die Entscheidung fällt relativ schnell. Das Chateau liegt auf einem kleinen Berg. Wir schätzen das der erforderliche Zeitbedarf zu groß ist. Was den restlichen Tagesablauf betrifft, könnten wir zu viel unter Zeitdruck geraten. Also fahren wir weiter in Richtung Guillestre, immer an der Guil entlang.
An einer kleinen Brücke entdecken wir eine Riverraftinggruppe. Sie sind gerade dabei, ihre Boote zu Wasser zu lassen. Was wir sehen, wirkt wie eine kleine Mutprobe. Alle Teilnehmer müssen von einem höher gelegenen Felsrand in die Guil springen, um dann in ihrem Boot Platz zu nehmen. Es ist nicht wirklich gefährlich. Die Guil ist an der Stelle sehr tief. Aber die 4-5 m Höhe könnten so manchen Teilnehmer nervös gemacht haben. Wir fahren mehrere hundert Meter weiter, um die Gruppe bei ihrer Abfahrt zu beobachten. Vielleicht gelingt uns ja das eine oder andere gute Foto. Burkhardt klettert von der Straße aus die Felsen hinab. Er will die Gruppe von einem tiefer gelegenen Standpunkt aus fotografieren. Die Abfahrt könnte spektakulärer wirken. Wir müssen einige Zeit warten, bis die Boote erscheinen. Alles in allem habe ich mir die Abfahrt etwas schneller und aufregender vorgestellt. Die Boote fahren relativ langsam zwischen die einzelnen Felsen hindurch. Die Guil scheint nicht genügend Wasser zu führen. Wir halten mehrmals an, um die Boote nochmals zu sehen.
Weiter gehts durch die Schluchten von Queyras. Der Fluß verläßt uns immer mehr, weil der Taleinschnitt immer tiefer wird. Eine kleine Staustufe sehen wir. Die Straße steigt jetzt mäßig und führt durch mehrere kurze Tunnel. Während sich links von uns teilweise überhängende Felsformationen befinden, geht es rechts steil hinunter in die Schlucht. Die Straßenführung erinnert mich an einen früheren Urlaub am Grand Canyon du Verdon. Die Schlucht weitet sich immer mehr, im Hintergrund können wir den Ort Guillestre bereits im Tal liegen sehen. Einige Kehren hinunter und wir befinden uns im Durancetal. An einem Straßenabzweig entscheiden wir uns dafür, den Anstieg zum Col du Vars nicht direkt in Angriff zunehmen, sondern zunächst ein kurzes Stück hinunter in den Ort zu fahren. Wir haben kein Wasser mehr. Die französischen Supermarktketten findet man in größeren Orten meist ausserhalb des Ortes an einem riesigen Kreisverkehr gelegen. So auch hier. Ohne tief hinunter bis in den eigentlichen Ortskern zu fahren, sind wir schnell versorgt. Vor dem Supermarkt rufe ich meine Eltern an, ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen. Es kann losgehen. Col du Vars, wir kommen!
Über weit auseinandergezogene Kehren verlassen wir den Ort. Ein Blick zurück, und tief unten sieht man das Durancetal. Hin und wieder sehen wir die Chagne, den Fluß, der uns fast bis zur Passhöhe begleiten wird. Es ist heute wieder sehr heiss. Durch Wiesen und Lärchenwälder erreichen wir Vars. Kaum Verkehr, hin und wieder sehen wir einzelne Leute die Strasse entlanglaufen. Mitten im Ort halten wir unvermittelt an, endlich ein Dorfbrunnen. Die übliche Prozedur beginnt, der Kopf wird gekühlt und die Stirnbänder in das Wasser getaucht. Etwas zurückliegend sehen wir im Schatten liegend eine Mauer, ideal um unseren Kocher aufzubauen. Ein Hund gesellt sich zu uns, in der Hoffnung von unserem Mahl etwas abzubekommen. Ein großes Stück Tomme de Savoire wird in kleine Stücke geteilt, ein Baguette dazu, unser übliches Süppchen gekocht und schon haben wir wieder unsere gemütliche Picknickatmosphäre. Der Hund lässt nicht locker. Wir geben ihm aber nichts, sonst würden wir ihn überhaupt nicht mehr los.
In Le Claux geht es durch einen langgestreckten Skiort, in dem interessanterweise, ungewöhnlich für die Sommermonate, viel los ist. Im Ort ist die Straßenführung steil. Nicht weit dahinter eine Hochebene mit grünen Wiesen und einem idyllisch gelegen See. Gegenüber dem See befindet sich eine Herberge, die den gleichen Baustil aufweist wie das Refugium Napoleon am Col d´Izoard. Die Herberge soll ebenso wie am Izoard auf eine Stiftung Napoleons zurückgehen. Vom See aus läßt sich die Passhöhe bereits erahnen. Wir fahren noch 2 km und schon stehen wir auf der Passhöhe. Es ist 16:00 Uhr, eine noch recht angenehme Zeit, also kein Zeitdruck. Die Landschaft verändert sich ständig. Die Felsen sind hier oben auch zerklüftet, aber nicht so schroff und spitz wie am Izoard, moosdurchwachsen mit wechselndem Farbenspiel. Braun- und Gelbtöne sind dominierend.
In Richtung St. Paul bzw. Jausier hinab, geht es ins Ubayetal. Auf der Südseite des Passes liegen verstreute Dörfer, der Sonne zugewand. Auffällig glitzern die Dächer schon von oben, je nach Sonneneinstrahlung. Der Grund, sie besitzen alle Blechdächer, die teilweise leicht angerostet sind. Die Bewohner scheinen ausschließlich von der Viehzucht zu leben. Hinter St. Paul erreichen wir die D900 und auf ihr kurz hinter Condamine das hoch in den Felsen gelegene Fort de Tournoux. Das Fort wurde so geschickt in den Felsen gebaut, dass sich früher von dort der gesamte Taleingang überwachen ließ. Von unten zu erkennen sind noch teilweise in die senkrechte Felswand gehauene Gänge, die von Außen zum Schutz Gitterverstrebungen besitzen.
Unser Campingplatz liegt direkt zu Füssen des Forts. Sofort zu erkennen ist ein einzelnes Gebäude, das zugleich alles abdeckt, Restaurant, Minimarket und Duschgebäude. Draußen vorgelagert ist eine Terasse, auf der wir es uns am Abend gemütlich machen.