A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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Warum GPS Navigation am Rad?

Ich kann mich noch an die vielen Jahre erinnern, an denen ich mit Papierkartenmaterial unterwegs war. Wollte man auf einer langen Tour einigermaßen genaue Karten dabei haben, machte das schnell den Umfang eines halbvollen Schuhkartons aus. Dann gab es die Momente, bei denen ich auf der Karte etwas verzweifelt nach der Stelle suchte, wo ich mich gerade befand.

Natürlich gibt es Straßen, wie z.B. über einen Alpenpass, auf denen es kaum möglich ist, sich zu verfahren, aber immer genau zu wissen, wo man sich aktuell befindet, das hat schon was. Auf den ersten Touren mit Garmin GPS Gerät wurde ich häufig noch ein wenig als in Technik verliebt belächelt, aber die Zeiten gehören lange der Vergangenheit an. Inzwischen ist die Zahl der von den Herstellerfirmen angebotenen Geräte stark gestiegen, aufgrund der Nachfrage ist ein Markt entstanden, der hohes Steigerungspotential besitzt.

Ich möchte im folgenden Beitrag nicht auf die vielen Geräte eingehen, die es auf dem Markt gibt, sondern mich auf ein Gerät beschränken, das aktuell von mir genutzt wird, dem Garmin GPS 64s. Der Beitrag soll eine von vielen Möglichkeiten aufzeigen, ein GPS Gerät optimal am Rad einzusetzen.

 

Wegpunkte, POI, Routen und Tracks

Bevor man sich mit der eigentlichen Bedienung des Gerätes auseinandersetzt, ist es wichtig, einige Begriffe zu verstehen.

Bei einem Wegpunkt handelt es sich um eine GPS Koordinate, der man einen Namen gibt. Man stelle sich das einfach so vor, dass man vor einer Sehenswürdigkeit steht, die Taste „Mark“ drückt und dieser Koordinate einen Namen gibt. Nach dem Abspeichern besteht also die Möglichkeit, diesen Ort über den Wegpunktnamen jederzeit wiederzufinden. Darüber stehen dem Anwender im Gerät (abhängig vom genutzten Kartenmaterial) bereits viele Wegpunkte zur Verfügung, nur dass es für diese Wegpunkte den Begriff POI (Point of Interest) gibt. Ihr könnt im Gerät nach Tankstellen, Restaurants und vielem mehr im Umkreis suchen, der Auswahl ist kaum eine Grenze gesetzt.

Das klassische Routing kennt wohl fast jeder vom Autofahren her. Man gibt eine Zieladresse ein und das Gerät sucht anhand der verschiedensten Einstellungen den Weg zum Ziel. Genau dort beginnt aber das Problem. Schon beim Autofahren hat jeder sicherlich schon einmal erlebt, dass einem die vorgeschlagene Strecke vollkommen unsinnig erscheint. Bei den Aktivitäten Radfahren oder Wandern werden diese Routingvorschläge größtenteils noch unsinniger.

Nun zum Begriff Track: Ein Track ist eine Aneinanderreihung von GPS-Koordinaten, die durch eine farbige Linie verbunden sind. Auf dem Display des Gerätes sieht man bei der Anzeige eines Tracks eine farbige Linie, die auf der Karte liegt und einem somit den Weg markiert. Beim Radeln auf einem Track bekommt man zwar keine Routinganweisungen, hat aber nicht das Problem, vom Gerät unsinnig geführt zu werden, weil ein Track fix ist.

Die Qual der Wahl des Kartenmaterials

Ich gehe von der Standardsituation aus, dass die Eigentümer eines GPS-Gerätes die zum Gerät gehörende Software Basecamp nutzen. Basecamp ist eine Programmoberfläche mit der man seine Routen, Tracks und Wegpunkte in Listen und Ordnern strukturiert verwalten kann, das ist ähnlich wie im Windows Explorer. Die Bedienung ist schnell erlernt, darüber hinaus ist die Wahl des optimalen Kartenmaterials wichtig.

Zunächst gibt es eine Vielzahl an Karten der verschiedensten Länder vom Gerätehersteller Garmin, die natürlich alle kostenpflichtig sind (Straßenkarte oder topografisch). Darüber hinaus findet man im Internet eine Vielzahl von Anbietern kostenfreien Kartenmaterials, dass in der Regel auf lizenzfreies OSM (Openstreetmap) Material beruht.  Die Installation ist meisten sehr einfach, man lädt sich die entsprechende Datei aus dem Netz, ruft sie auf und schon wird das Kartenmaterial in Basecamp integriert. Einige Quellen habe ich nachstehend mal aufgeführt.

www.velomap.org
http://freizeitkarte-osm.de/
http://www.wanderreitkarte.de/
http://garmin.openstreetmap.nl
http://garmin.opentopomap.org/
http://www.raumbezug.eu/index.htm
www.garmin.de
Hat man das gewünschte Kartenmaterial erfolgreich installiert, kann man sich an die Planung einer Radtour wagen.

Die Planung einer Radtour mittels Route oder Track

Es gibt natürlich eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie man an die Planung einer eigenen Radtour geht. Ich möchte hier mal einen Weg beschreiben, der sich für mich über die Jahre hin als optimal erwiesen  hat. Zunächst beschäftige ich mich mit den verschiedensten Reiseführern, um die Sehenswürdigkeiten zu finden, die ich auf meiner Radtour sehen will. An der Stelle der Sehenswürdigkeiten lege ich am PC in Basecamp auf der Karte einen Wegpunkt mit dem Namen der jeweiligen Sehenswürdigkeit an. Dieselbe Vorgehensweise wähle ich bei der Festlegung der Unterkünfte an den Übernachtungsorten. Erst danach geht es an die Planung der Detailstrecke. Die einfachste Art, die Strecke zu definieren ist die, eine Route zu erstellen, die als Routenpunkte die Sehenswürdigkeiten (Wegpunkte) und Übernachtungsorte miteinander verbindet. Mit dem Ergebnis des Routings war ich aber selten zufrieden. Wollte ich über einen Kanaldeich fahren, verlief die geroutete Strecke 100 m daneben, ein anderesmal machte die geroutete Strecke einen weiten Bogen, der vollkommen unverständlich war. Noch mehr Zwischenpunkte zu setzen, brachte natürlich ein noch besseres Ergebnis, ich war aber immer noch nicht am optimalen Ziel.

Den besten Weg fand ich in der Kombination der Nutzung von Routen und Tracks. Da wo das Routing sauber war und meiner gedanklich gewählten Strecke entsprach, wandelte ich die Route mit Basecamp in einen Track um. Unsaubere  Zwischenstücke erstellte ich dann mit der Klickfunktion zur Erstellung der Tracks. Da sich verschiedene Tracks in Basecamp mit einander verbinden lassen, entsteht so der jeweilige Tagestrack.

In Basecamp wurde die Möglichkeit integriert, über das Menü „Ansicht“ direkt das Programm GoogleEarth aufzurufen, sofern installiert.  Dadurch hat man die Möglichkeit, die geplante Strecke, die farblich auf die Satellitenaufnahme gelegt wird,  zu optimieren. Eine von mir häufig genutzte Möglichkeit, um z.B. die Beschaffenheit des Weges zu kontrollieren.

Hat man die Planung am PC fertig, bleibt nur noch die Aufgabe, die einzelnen Tages-Tracks in das Gerät zu übertragen. Verbindet man das Gerät mit dem PC, erscheint es nach kurzer Zeit im Ordnerbaum von Basecamp. Ein Klick auf die Liste mit den Tracks, die ihr auf das Gerät übertragen wollt und ein „Senden an“ mit der Auswahl des GPS-Gerätes als Ziel reichen, um die Tracks zügig auf das Gerät zu übertragen.

Bei den Garmin Geräten ist es so, dass man sich die einzelnen Tracks  in einer auswählbaren Farbe anzeigen lassen kann. Gleichzeitig schreibt das Gerät während der Fahrt mit, wo man sich tatsächlich bewegt (Activlog). Bei der Ankunft am Tagesziel speichere ich die Tagesaufzeichnung und lösche den zu Hause erstellten geplanten Track. So wird quasi jeden Tag die geplante Strecke durch die real gefahrene ersetzt.

Für manchen Leser mag sich das alles zunächst sehr kompliziert anhören, wer es aber einmal gemacht hat, wird mit der Zeit deutlich schneller. Darüber hinaus ist es auch so, dass es im Internet eine Vielzahl von Quellen fertiger Tracks gibt. So habe ich im Jahr 2012 bei der Planung meiner Tour von Dorsten nach Rom fertige Tracks vom Rhein-Radweg, Neckar-Radweg und Iller-Radweg verwenden können (http://radreise-wiki.de/Radfernweg) .

Versucht es, die Vorteile liegen auf der Hand. Entdeckt ihr unterwegs einen schöneren Weg als geplant, dann verlasst ihr die farbige Linie kurz und kehrt irgendwann wieder auf die Linie zurück. Und eure Unterkunft müsst ihr am Zielort auch nicht mehr suchen, denn sie befindet sich bei einer detaillierten Planung als Wegpunkt im GPS-Gerät.