A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 02.Tag: Am Deutschen Eck in Koblenz

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
09.06.2012 109 240 150 350 Camping

 

Mir gefiel es, früh auf den Beinen zu sein. Ohne Frühstück saß ich bereits um 07:15 Uhr auf meinem alten treuen Rad und radelte nah am Rhein entlang. Die Morgenstimmung tat gut, ich ließ die Seele baumeln, freute mich hier und da über einen Jogger,  der freundlich grüßte und trat frohen Mutes in die Pedale. Wenige Kilometer weiter fand ich ein Cafe, dort konnte ich das fehlende Frühstück nachholen, danach ging es weiter in Richtung Bonn. Mein Tagesziel Brey lag knapp 10 km südlich von Koblenz, etwa 109 Tageskilometer vom Startort entfernt. Der Wind kam, wie schon am Tag zuvor, immer aus südwestlicher Richtung und blies damit immer von vorn. Es konnte nicht schaden, gegen den Wind zu radeln, eine Trainingseinheit mehr auf dem langen Weg nach Rom.

In Godorf musste ich kurz auf einen Radweg entlang einer Hauptstraße schwenken, hinter dem zu umfahrenden Industriegebiet bei Köln-Wesseling gab es aber wieder Idylle pur.

Wesseling-Urfeld besaß eine eigene Geschichte, die ich auf einer Hinweistafel fand.  „Unvergessen bleibt in Wesseling-Urfeld das Hochwasser des Jahres 1926. Die Wassermassen zerstörten Häuser, Straßen, Gärten und Felder. Ein überaus trauriges Bild. Noch heute orientieren sich die Deiche am Hochwasserstand von damals: Die Oberkante des 1992 fertig gestellten Schutzdeiches Wesseling-Urfeld liegt bei 51,80 Metern über NN – genau einen Meter über der Hochwassermarke von 1926.

Mit dem Weihnachtshochwasser 1996/97 wurde die Rekordmarke von 1926 noch einmal erreicht. Doch verhinderte diesmal der neue Deich die Überflutung von Wesseling-Urfeld.“ Darüber hinaus sah ich auf einer zweiten Tafel einen Hinweis auf den „Erlebnisweg Rheinschiene“. Auf ihm war ich wohl schon seit Duisburg unterwegs. Weiter in Richtung Bonn traf ich in Höhe der Sieg-Mündung schon wieder auf eine Tafel. Sie erzählte in Kurzform eine Geschichte über die „Paffenmütze“:

Das Kemper Werth, früher auch Pfaffenmütze genannt, ist eine Landzunge zwischen dem Rhein und der in den Rhein mündenden Sieg. Im Jahr 1620 waren der Geschichte nach niederländische Truppen wohl bis nach Bonn vorgedrungen. Um vormarschierende spanische Truppen aufzuhalten, hatten die Niederländer auf der Kemper Werth eine Festungsanlage errichtet, deren Form an eine Pfaffenmütze erinnerte. Die knapp 3000 Soldaten der Festung forderten hohe Abgaben von den umliegenden Dörfern und brandschatzten und terrorisierten die Bevölkerung. Sie hatte in jener Zeit wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Heute ist von der früheren Festung nichts mehr zu sehen.

Sehr viele Radler kamen mir an dem Tag mit ihren Rädern entgegen, die meisten fuhren wohl stromabwärts und hatten ein kürzeres Ziel. In Bonn ging es lange Zeit durch die Parkanlagen im Umfeld des alten Bundestages. Mein Blick fiel eine Zeit lang auf die andere Rheinseite, hoch oben auf dem Petersberg war das Steigenberger Hotel zu sehen. Wie viele Politiker mochten dort in den vergangenen Jahrzehnten wohl übernachtet haben? An der Mehlemer Rheinfähre direkt gegenüber von Königswinter gab es eine kurze Pause. Mein Hänger schien wie ein Magnet zu wirken. Das Schild „Dorsten–Rom“ führte zu ständigen Fragen wie: „Wollen sie tatsächlich nach Rom?“ Schön, alleine unterwegs würde es an Kommunikation nicht mangeln.

Die wenigen Kilometer bis nach Remagen waren schnell geradelt. Irgendwie war es ein Tag der Geschichte. Das Friedensmuseum Brücke Remagen war der nächste geschichtsträchtige Ort. Über Bad Breisig und Andernach erreichte ich dann ziemlich schnell die Vororte von Koblenz. An Sehenswürdigkeiten hatte Koblenz sicherlich mehr zu bieten als das Deutsche Eck, ich beschränkt mich aber darauf. Zuvor hatte ich noch einen Jogger überholt, der von seiner Frau auf dem Rad begleitet über die Moselbrücke lief. Am Deutschen Eck sah ich, dass sie zu einer Gruppe gehörten, mit denen ich mich dann eine ganze Zeit unterhielt. Sie liefen in Etappen längs durch Deutschland und wechselten sich dabei gegenseitig ab.

Die Strecke auf den letzten 10 Kilometern bis Brey war wunderschön. Der Campingplatz in Brey war nicht so komfortabel wie der Platz in Köln-Rodenkirchen, für eine Nacht aber noch o.k. An dem Abend spielte Deutschland im ersten EM Spiel gegen Portugal, welches  Deutschland mit 1:0 gewann.

 

 


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