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 12.Tag: Von Selfoss nach Porlakshöfn und mit dem Schiff nach Heimaey

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
21.08.2008 47 448 50 2150 Camping Heimaey

 

Jörg hatte es abends vorher schon angedeutet, laut neuester Wetterlage sollte das Wetter in den nächsten Tagen schlechter werden.  Es regnete zwar an dem Morgen noch nicht, aber von dem strahlenden Sonnenschein des Vortages war nichts mehr zu sehen. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Jörg, radelte ich auf einer langen Geraden (Str.34) in Richtung Süden. Im dem kleinen Ort Eyrarbakki (550 Einwohner), der direkt am Meer liegt, gibt es das einzige Gefängnis Islands.  Es war auf meiner Anfahrt schon von weitem zu sehen, weil es das einzige große Gebäude und von einem hohen Zaun umgeben ist.

Eyrarbakki war bis zum Ende des letzten Jahrhunderts noch der größte Fischfangort der Südküste, obwohl der Ort über keinen Hafen verfügte und die Fischer von Porlakshöfn auslaufen mussten. Eine mögliche Erklärung fand ich nur darin, dass das Gewässer in Eyrarbakki zu flach war um einen Hafen zu bauen. Ich folgte der Str. 34 nach Westen, radelte über die Brücke der Hvita und kurbelte am Meer entlang bis zum Straßenabzweig nach Porlakshöfn. Kurz nach 11:00 Uhr wurde ich am Ortseingang „persönlich“ willkommen geheißen.

Grund genug bei der noch verfügbaren Zeit ein wenig durch den Ort zu radeln. Ich schaute noch einmal an dem Campingplatz vorbei, auf dem ich im letzten Jahr übernachtet hatte und radelte dann zum Hafen. Porlakshöfn ist nicht gerade groß. Der Ort besitzt 1200 Einwohner und lebt im Wesentlichen vom Fischfang und der Tatsache, die einzige Fährverbindung zu den Westmännerinseln zu besitzen. Die Herjólfur, mein Schiff zu den Inseln, lag bereits am Anlegesteg. Es war wohl kurz vorher angekommen. Die PKW wurden gerade erst entladen.

Mein Rad kam mit in den Laderaum, in den die PKW hineinfuhren. Damit es während der Fahrt nicht umfiel, drückte mir einer der Arbeiter dicke Riemen in die Hand. Mit den Riemen ließen sich Rad und Hänger sicher an der inneren Schiffswand fixieren. Die Fähre verließ pünktlich um 12:00 Uhr Porlakshöfn. Während der drei Stunden dauernden Überfahrt machte ich es mir im Aufenthaltsraum gemütlich oder fotografierte eifrig. Nachfolgend mal einige Fotos von der Überfahrt.

Zur Inselgruppe der Westmännerinseln (Vestannaeyjar) gehören 15 Inseln, die sich zwischen 10 und 30 km vom isländischen Festland entfernt befinden. Die größte und einzig ständig bewohnte ist die Insel Heimaey. In den Hafen des gleichnamigen Ortes Heimaey lief die Herjólfur bei meiner Ankunft ein.

Die Hauptinsel der Westmännerinseln ist ca. 6km lang und max. 3 km breit. Auf ihr leben heute rund 5000 Menschen. Bekannt wurde die Insel durch die westlichen Medien im Jahr 1973. Damals brach in unmittelbarer Nähe der Stadt der Vulkan Helgafell aus, der davor 5000 Jahre inaktiv gewesen war.  Aus einer fast 2 km langen Spalte flossen damals Lavamassen mit einer Geschwindigkeit von 100 m pro Stunde ins Meer. Gleichzeitig bedrohten sie den Hafen und vernichteten ca. 70 Häuser des Ortes. Die 5000 Einwohner der Stadt konnten zwar alle rechtzeitig zum Festland gebracht werden, die Folgen waren dennoch verheerend. Um die Insel nicht vollständig zu verlieren, kam man damals auf die Idee, die fließende Lava mit Wasser zu kühlen. 4500 Kubikmeter Meerwasser wurde mit Pumpen stündlich auf den Lavastrom gesprüht, um die Hafeneinfahrt und Teile des Ortes zu retten, und das über mehrere Monate.

Es gelang, die Hafeneinfahrt war zwar 700 m enger geworden, gilt deshalb aber wohl heute als einer der sichersten Häfen. Nach einiger Zeit floss nur noch an einer Stelle Lava aus der Spalte. An dieser Stelle entstand damals der neue Vulkan Eldfell, er besitzt eine Höhe von 215 m. Ein Drittel der Häuser Heimaeys, ca. 400, wurden damals unter einem meterdicken Ascheregen begraben. Als die Bewohner damals nach mehreren Monaten auf ihre Insel zurückkehrten, gruben sie viele Häuser wieder frei.  70 Häuser blieben aber für immer unter der Lava begraben.

Beim Verlassen des Schiffs folgte ich der Ausschilderung zum Campingplatz. Er befindet sich im Herjolfsdalur (Dalur = Tal), einem kleinen Tal im Westen der Insel. Bis dorthin war es nicht weit. Ich radelte über eine kleine Bergkuppe, schwenkte nach rechts und blickte auch schon auf einige kleine Zelte, die auf einem hügeligen Rasenplatz standen. Schnell war das Zelt aufgebaut, etwa zeitgleich fing es leicht an zu regnen.

 Der Campingplatz befindet sich in einem Talkessel und ist an der einen Seite von einem u-förmigen Berg umgeben. Eine sehr geschützte Lage, die auch schon vor 1100 Jahren erste Siedler bewogen haben muss, sich an dieser Stelle anzusiedeln. Siedlungsreste aus dieser Zeit kann man sich direkt auf dem Campingplatz ansehen. Am Nachmittag radelte ich ein wenig durch den Ort, floh immer mal wieder in ein Cafe um mich vor dem Regen zu schützen und schaute mir die riesige Lavafläche an, die 1973 entstanden war. Nachstehend noch einige Fotos von meinem Ausflug.

Am frühen Abend floh ich vor den stärker gewordenen Regenschauern in eine Pizzeria, verbrachte dort einige Zeit, um mich aufzuwärmen, kehrte aber bereits vor 21:00 Uhr zum Campingplatz zurück. Ich hatte, wenn auch in wenigen Stunden, gesehen was ich sehen wollte. Am nächsten Morgen würde mich die Herjólfur bereits um 08:00 Uhr wieder zum Festland bringen.

 

Fahrt mit dem Rad:


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Fahrt mit dem Schiff:


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Fahrt mit dem Rad:


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