A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 Daten / Vorbemerkung

Zeitraum

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 Σ Höhenmeter

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 18.08.1995 - 26.08.1995

503 km

 11.032 Hm

  

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm Tour Übernachtung
 18.08.1995 0 0 0 0 Anreise nach Sterzing Camping Gilfenklamm
 19.08.1995 67 67 450 450 Sterzing - Niederrasen Camping Corones
 20.08.1995 71 138 1.695 2.245 Niederrasen - Cortina Camping Olympia
 21.08.1995 59 197 1.820 4.065 Cortina - Campitello Camping Campitello
 22.08.1995 70 267 2.130 6.195 Campitello -Campitello Camping Campitello
 23.08.1995 73 340 665 6.860 Campitello - Meran Camping Meran
 24.08.1995 104 444 2.380 9.249 Meran - Meran  Camping Meran
 25.08.1995 0 444 0 9.249 Pausentag in Meran Camping Meran
 26.08.1995 59 503 1.860 11.032 Meran - Sterzing keine

 

Über 10 Jahre sollten vergehen, bis dieser Reisebericht entstand. 85000 km habe ich bis 2005 auf dem Rad zurückgelegt. Rückblickend betrachtet, war gerade die Dolomitenradtour von 1995 der eigentliche Motor, quasi die Initialzündung für alle folgenden Touren der nächsten 10 Jahre in den Alpen. Wie kam es also dazu, dass sich flachradelnde Münsterländer aufmachten, um die Dolomiten mit dem Fahrrad zu erobern? Die eigentliche Idee hatte Burkhardt, mit dem ich auch Jahre später noch in den Alpen unterwegs war. Er war als junger Bursche einmal mit einem Freund durch die Dolomiten gefahren. Aufgrund der fehlenden Über- bzw. Untersetzung der heutigen Räder hatten sie große Streckenteile schieben müssen, und dennoch war die anstrengende Tour ihnen vielleicht gerade deswegen intensivst in Erinnerung geblieben.

Über 300 km waren wir, das sind Burkhardt, Martin, Jürgen, Gerd und ich, 1994 über Pfingsten durch das Münsterland geradelt. Wir waren kaum wieder zu Hause, da dachten wir über Alternativen nach, neue Ideen mussten her. Uns so kam es, wie es wohl kommen musste. Burkhardt erzählte von seiner Jugendtour durch die Dolomiten und schon hatten wir angebissen.

Gehörigen Respekt hatten wir damals noch vor den Bergen. Reichlich Trainingskilometer wurden im Frühjahr 1995 gekurbelt um fit für die Berge zu sein. Ich selber hatte damals bevor es überhaupt losging schon über 5000 km gefahren. Die anderen Teilnehmer teilweise weniger, aber alle fühlten sich fit genug die Anstiege zu schaffen. Im Frühjahr 95 kümmerte sich jeder darum, seine Ausrüstung zu vervollständigen. Ich selber schaffte mir Ortliebtaschen an, die sich in den Folgejahren noch als eine der sinnvollsten Anschaffungen überhaupt herausstellen sollte. Dieselben Taschen nutze ich noch heute nach über 10 Jahren.

Für die Anreise stellte Martin seinen VW-Bus zur Verfügung. Den VW-Bus wollten wir hinter dem Brenner auf einem Campingplatz in Sterzing abstellen. Dort sollte auch der Rundkurs beginnen. Vor der Streckenplanung musste noch ein Termin gefunden werden. Schließlich mussten die Familienurlaube von 5 Familien mit unserer Tour in Einklang gebracht werden. Aber auch das gelang uns.

Die Routenführung wurde im Wesentlichen gemeinsam erarbeitet. Burckhardt  brachte seine alten Erfahrungen mit in die Planung ein. Das Ergebnis war ein 500 km langer Rundkurs durch die Dolomiten, bei dem wir 11000 Höhenmeter bewältigen mussten.

 


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 01.Tag: Anreise

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
18.08.1995 0 0 0 0 Camping Gilfenklamm

 

Am Abend des 18.08.1995 war es dann so weit. Ich stand mit bepacktem Rad vor unserem Haus und verabschiedete mich von der Familie. Wir wollten uns alle bei Martin treffen und so konnte ich die ersten 3 Probekilometer mit Gepäck fahren. Alle „Radelkumpel“ erschienen pünktlich. Wir hatten allerdings viel Zeit, wir wollten um ca. 24:00 Uhr starten, um am frühen Morgen in Sterzing einzutreffen. Drei der Fahrräder wurden auf dem Dach montiert,  zwei auf dem „Paulchen“ an der Heckklappe. Unsere Frauen waren auch nicht untätig gewesen und hatten uns reichlich mit Proviant für die Anreise eingedeckt.

Die Fahrt selber verlief vollkommen stressfrei. Häufige Fahrerwechsel und der geringe Verkehr bei Nacht brachten uns zügig über den Brenner. Wir waren bei der Ankunft zwar noch etwas müde, aber das anschließende Radeln würde unseren Kreislauf wohl auf Touren bringen.

 

 


 

 02.Tag: Durch das Pustertal über Bruneck nach Niederrasen

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
19.08.1995 67 67 450 450 Camping Corones

 

Bevor wir unsere eigentliche Tour starteten, wollten wir doch wenigstens einmal durch unseren Startort geradelt sein. Aus diesem Grund fuhren wir zunächst mit leichtem Gefälle die 3km bis in die Innenstadt von Sterzing. Am Stadttor stiegen wir aufgrund der Fußgängerzone alle von unseren Rädern ab und schoben die Räder durch die Innenstadt.

Das erste Teilstück unserer Tour führte uns von Sterzing aus immer an der Autobahn entlang bis nach Brixen, zum Straßenabzweig ins Pustertal. Bis Brixen ging es 200 m hinab, für uns also ein lockerer Tourstart. Höhenmeter waren am ersten Tag nicht mehr als 450 zu bewältigen.  In leicht welligem Profil ging es dann in Stufen hinauf in Richtung Bruneck, wo wir eine größere Pause einlegten. Auffallend war sogleich der zunehmende Straßenverkehr in Richtung Toblach, der schon ziemlich nervte.

Die 67 Tageskilometer bis zum Campingplatz in Niederrasen hatten wir bereits am frühen Nachmittag geschafft. Es blieb uns somit genügend Zeit die Zelte in Ruhe aufzubauen. Die Stimmung war einfach durchweg positiv.  Alle waren froh, das vermutlich verkehrsreichste Teilstück unserer Tour geschafft zu haben. Ab Morgen würde es ruhiger und landschaftlich schöner werden.

 

  


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 03.Tag: Misurina, Drei Zinnen, Tre Croci, drei Pässe auf dem Weg nach Cortina

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
20.08.1995 71 138 1.695 2.245 Camping Olympia

 

Spätestens heute sollte sich zeigen, ob wir genügend trainiert hatten. Kaum auf der Straße in Richtung Toblach mussten wir feststellen, dass wir nicht mehr mit dem Berufsverkehr zu „kämpfen“ hatten. Am Sonntagvormittag war es wunderschön ruhig auf der Straße.

Auf den ersten 15 km bis Toblach überholte uns ein Italiener mir seinem Fahrrad, der uns sofort ansprach und sich für unsere Tour interessierte. Er selber war schon häufiger ohne Gepäck in den Bergen unterwegs gewesen  und war von unseren bepackten Rädern begeistert. Es entwickelte sich ein längeres „mit Händen und Füßen“ geführtes Gespräch,  bei dem jeder versuchte seinem Gegenüber seine eigenen Ansichten zum Radreisen zu vermitteln. Zum Schluss tauschten wir unsere Adressen aus, machten Fotos und versprachen uns einander zu schreiben.

Auf den ersten Kilometern hinter dem Straßenabzweig nach Cortina d`Ampezzo steigt die Straße nur mäßig an, danach nimmt sie immer mehr bis auf einen Wert von 11% zu. In Erinnerung blieb, dass wir mit zunehmender Steigung bezüglich unserer Gespräche immer ruhiger wurden. Jeder war im Wesentlichen mit sich selbst beschäftigt, hatte Respekt vor den Bergen und musste selber erst den richtigen Fahrstil finden um ohne Atemnot den Pass hinaufzukommen. Vom Ausgangsort Toblach in 1100 m Höhe mussten wir bis zum Misurinapass (1756 m), unserem ersten Pass, nur ca. 650 m hinauf. Aus heutiger Sicht locker in 1 ½ Stunden mit 30 kg Gepäck zu bewältigen, fehlte damals einfach die Erfahrung hinsichtlich der eigenen Leistungsgrenzen. Auf dem ersten Pass mit Fahrrad und Gepäck zu stehen, hatte schon etwas Besonderes. Mit dem Gefühl es geschafft zu haben, trat das Gefühl der Erleichterung ein. Jeder erkannte für sich, dass er noch Reserven besaß und weiterfahren konnte.

Wir hatten die „Drei Zinnen“ (Stichstraße) optional in unsere Routenführung aufgenommen, hätten sie bei fehlendem Leistungsvermögen einfach streichen können, aber wir waren nach dem ersten Erfolg viel zu motiviert. Da wir bereits zu Hause recherchiert hatten wussten wir, dass die Straße zu den „Drei Zinnen“ fast durchgängig 16% Steigung besaß. Aus diesem Grund deponierten wir unser Gepäck in einem Restaurant auf der Misurina Passhöhe und radelten unserem zweiten „Passziel“ entgegen. Bereits am ersten Tag mussten wir erfahren, dass es sich um einen der härtesten Anstiege in den Dolomiten handelt. Die Straße an sich besaß schon Kehren genug. Um hinauf zu gelangen, fuhren wir eigene Kehren auf der Straße um die Steigungsprozente zu verringern, die Anstrengung stand uns ins Gesicht geschrieben.

WIR HABEN ES ABER GESCHAFFT!

Und das war die zweite wichtige Erfahrung, die es jedem einzelnen ermöglichte, den Rest unserer Tour besser einschätzen zu können. Zum Misurinapass zurückzukehren, das Gepäck einzusammeln und nach Popena hinunterzuradeln um den Anstieg zum Tre Croci-Pass zu meistern, war vom Kopf her nicht mehr das Problem.

Alle waren nach wie vor motiviert unser Ziel den Campingplatz in Cortina d`Ampezzo zu erreichen. Eine gewisse Müdigkeit machte sich trotzdem bei allen breit. Bis auf Burkhardt hatten alle von uns zum ersten Mal im Leben 1500 Höhenmeter in den Beinen. Als wir in Cortina den Campingplatz Olympia erreichten waren wir froh unser Tagespensum wie geplant geschafft zu haben, 71 km und knapp 1700 Höhenmeter reichten für uns Anfänger. Den Abend verbrachten wir im Campingplatzrestaurant.

 


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 04.Tag: Über den Falzaregopass und Poroijoch nach Canazei / Campitello

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
21.08.1995 59 197 1.820 4.065 Camping Campitello

  

1820 Höhenmeter hatten wir uns für den 2. Tag vorgenommen. Aber bevor es losging frühstückten wir erst einmal im Campingplatzrestaurant. Unsere Räder standen hübsch nebeneinander aufgereiht so, dass wir sie durch ein Fenster sehen konnten. Einen Diebstahl wollten wir auf keinen Fall riskieren. Es ist immer wieder verwunderlich, wie schnell man in den Bergen trotz der vielen Anstiegshöhenmeter mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir waren kaum eine halbe Stunde unterwegs, da lag Cortina d`Ampezzo bereits tief unten in einem „Loch“.

Bis zum Falzaregopass mussten wir ca. 900 Hm hinauf, der Pass liegt in einer Höhe von 2117 m. Danach würden wir bis nach Andraz auf eine Höhe von 1428 m hinuntersausen. Beim weiteren Anstieg wurden Burkhard und ich erst einmal vor einem kleinen Felstunnel fotografiert. Links vom Tunnel fiel der Berg steil ab. Unterbrochen durch viele kleine Trinkpausen, erreichten wir die Passhöhe um die Mittagszeit. Zwischendurch hatte es einmal ein paar Tropfen geregnet, so dass wir uns einmal unterstellen mussten, aber die Wetterlage schien besser zu werden. Mit einem Touristen gerieten wir oben auf der Passhöhe in ein kurzes Gespräch. Er erklärte sich sofort bereit, von uns ein Foto vor dem Passschild zu machen.

Das halbe Tagespensum hatten wir bereits überschritten. Dafür, dass wir so eine Tour zum ersten Mal geplant hatten, war unsere Etappeneinteilung nicht schlecht. Mittags die Hälfte der Tageshöhenmeter gefahren zu haben, war doch genau dass richtige Maß. Nach Andraz hinunter zu sausen, ging natürlich sehr schnell. Eine längere Pause hatten wir erst in Arabba eingeplant. Das bedeutete, die Räder nochmals 180 m hinauf zu wuchten. Aber das schafften wir alle locker. In Arabba trifft die Straße vom Campolongopass auf unsere Streckenführung zum Passo Pordoi. 

Auf der für morgen geplanten Sella-Umrundung würden wir genau hier wieder auskommen und den Passo Pordoi zum zweiten Mal in Angriff nehmen. Jetzt wurde aber erst einmal eine längere Mittagspause eingelegt und etwas gegessen. Die Straße zum Passo Pordoi besitzt wunderschöne eng übereinander liegende Kehren. Wenn sich eine Radlergruppe etwas auseinanderzieht, kann man sich immer gegenseitig beobachten. Die Wetterlage hätte besser sein können. Als wir die Passhöhe erreichten, zogen wieder dicke Wolken auf. Also wurden die Regensachen wieder ausgepackt, um nicht vollkommen auszukühlen.

Die Abfahrt werde ich nie vergessen. Teilweise in strömendem Regen, immer die Bremsen etwas angezogen, fuhren wir hinab in Richtung Canazei. Wir konnten quasi zuschauen, wie die Bremsbeläge an unseren Rädern aufgrund des Wasser und Schmutzgemisches immer mehr abnutzten. Teilweise mussten wir die Bremsen auf der Abfahrt sogar nachstellen, weil sich die Griffe zu weit durchziehen ließen. Mit schmutzverschmierten Beinen kamen wir in Canazei am Campingplatz in der Ortsmitte an, um so nass wie wir waren uns auch noch darüber zu ärgern, dass der Campingplatz belegt war. Keine Chance einen auch noch so kleinen Stellplatz zu erhalten. Wir fuhren dann noch bis Campitello, dort hatten wir mehr Glück. Die Zelte waren schnell aufgebaut, inzwischen waren wir ja ein eingespieltes Team.

 


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 05. Tag: Die Sella-Runde ohne Gepäck (Sella, Grödner, Campolongo und Podoi zum zweiten Mal)

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
22.08.1995 70 267 2.130 6.195 Camping Campitello

 

Morgens sah die Wetterlage schon besser aus. Kein strahlender Sonnenschein, aber immerhin um einiges besser als am Nachmittag zuvor. Burkhardt, Gerd und Jürgen wollten den Tag etwas ruhiger angehen lassen und einen Ausflug in die Berge ohne Fahrrad unternehmen. Für Martin und mich kam das nicht in Frage. Schon einmal in der Region, wollten wir uns die Sella-Umrundung auf keinen Fall entgehen lassen, egal wie das Wetter sich entwickelte. Sollte es extrem schlecht werden, könnten wir im Anstieg zum Sella Joch immer noch wieder umkehren. Grundsätzlich stellte die Gruppenteilung kein Problem dar, da wir ohnehin geplant hatten, noch eine Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen.

So machten Martin und ich uns allein auf den Weg, die Sella-Gruppe zu umfahren. Vier Pässe mussten bei der Umrundung bewältigt werden, insgesamt 2130 Höhenmeter. Nicht gerade wenig, aber nur mit leichtem Gepäck durchaus zu schaffen. Die Straße war noch feucht, die Luft zwar warm, aber noch sehr wolkenverhangen.

Kilometer um Kilometer kurbelten wir uns hinauf. Kamen ein paar Tropfen vom Himmel blickten wir immer wieder hinauf in der Hoffnung, dass uns das Wetter doch bitte keinen Streich spielen möge. Die ersten knapp 800 Hm hatten wir nach 2 Stunden bewältigt. Stolz blickten wir in die Kamera, nach dem wir eine Stelle gefunden hatten unsere Kamera in Position zu bringen.

Oben hielten wir uns einige Zeit in dem dort befindlichen Restaurationsgebäude auf, aßen eine wärmende Suppe und beobachteten eine Schar Wanderer, die allesamt irgendwie mit ihrer Ausrüstung oder Nahrungsaufnahme beschäftigt waren. Auf der Abfahrt bis zum Abzweig in Richtung Grödner Joch war es nach wie vor zu diesig, um tolle Fotos zu machen. Eine einigermaßen akzeptable Aufnahme gelang uns aber noch von einem Teil des gigantischen Sella-Felsblockes. Zum Grödner Joch mussten wir nur gute 200 Hm hinauffahren. Sehr schnell bekamen wir einen ersten Blick auf die Abfahrtskehren in Richtung Corvara. In Corvara nochmals ein Blick in die Berge, bevor es weiterging in Richtung Campolongopass.

Corvara ist ein typischer Touristenort für Bergwanderer mit einigen Geschäften und Souvenirläden, meiner Ansicht nach nicht besonders sehenswert. Wanderer die in der Region unterwegs sind, werden dass vielleicht aber ganz anders beurteilen. Sehr lange hielten wir uns dort nicht auf. Der Campolongopass besitzt auf seinen ca. 300 Höhenmetern keine hohen Steigungsprozente. Die 7-8 % ließen sich locker hochkurbeln. Unsere Kondition wurde in den Bergen auch immer besser. Angst davor die Runde nicht zu schaffen, hatten wir nicht mehr. Und dann rissen die Wolken auf. Das Wetter wurde immer besser. Gestern noch bei stark bewölktem Himmel, nahmen wir den Pordoi bei Sonnenschein in Angriff. Auf der Passhöhe waren nur noch ein paar weiße Wolken am Himmel zu sehen.

Zum ersten Mal in unserem Leben hatten Martin und ich 2130 Höhenmeter mit dem Fahrrad bewältigt. Die Beine waren zwar etwas Müde, aber was soll es. Wir hatten es geschafft und freuten uns auf die Abfahrt im Sonnenschein. Gestern kaum wahrgenommen, fuhren wir bei Lupo Bianco an dem kleinen See vorbei. 

Am späten Nachmittag erreichten wir wieder unseren Campingplatz. Morgen würden wir gemeinsam den Karerpass hinauffahren, um über Bozen Meran anzusteuern. Mit unter 700 Höhenmetern eher eine lockerer Tourtag.

 


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 06.Tag: Über den Karerpass nach Bozen und Meran

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
23.08.1995 73 340 665 6.860 Camping Meran

 

Wir hatten sehr viel Zeit an dem Tag. Diejenigen, die am Tag zuvor eine Radpause eingelegt hatten freuten sich wieder darauf mit voller Kraft den Karerpass in Angriff zunehmen. Ich selber, war froh die Sellarunde gefahren zu sein, und dankbar, dass das Wetter gehalten hatte. Kurzum, alle waren zufrieden, was will man mehr. Über Pozza di Fassa und Vigo di Fassa fuhren wir zügig die knapp 700 Höhenmeter hinauf zum Karerpass. Noch am Vormittag standen wir auf der Passhöhe. Kilometerlang zog sich die Straße hinunter nach Bozen. Wir mussten schließlich 1500 Höhenmeter hinunter. In Bozen habe ich kein Foto gemacht. In Erinnerung geblieben ist nur der gewaltige nervige PkW-Verkehr und die Tatsache, dass wir aufgrund der etwas dürftigen Ausschilderung Probleme hatten, die richtige Ausfallstraße zu finden.

Die SS38 verließen wir ein paar Kilometer hinter Bozen, sie war uns viel zu stark befahren. Über die Autobahn hinweg fuhren wir auf parallel führender Strecke über Lana nach Meran. Der Campingplatz befindet sich direkt im Ort neben der Trabrennbahn. Sehr gut ausgeschildert hatten wir kein Problem ihn sehr schnell zu finden. Da wir bereits am frühen Nachmittag in Meran angekommen waren, blieb genug Zeit für einen Bummel durch Meran. Auf der Kurpromenade gab es dann erst einmal ein Eis.

In der Stadt waren an verschiedenen Stellen Bühnen aufgebaut. Bereits am Nachmittag bemerkt, mussten wir am Abend erfahren, für welchen Zweck sie aufgebaut waren. Bis in den späten Abend hinein durften wir verschiedenen Musikgruppen lauschen. Zufälligerweise waren wir zum Zeitpunkt der Musikfestivaltage in Meran eingetroffen.

 


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 07.Tag: Von Meran aus zum Timmelsjoch und zurück

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
24.08.1995 104 444 2.380 9.249 Camping Meran

 

Am Vorabend hatten wir bereits registriert, dass am Nachbarzelt Stühle standen, das Zelt aber nicht bewohnt war. So konnten wir unser Frühstück auf einem Tisch ausbreiten und uns für das anstehende Tagesprogramm stärken. Die längste und anstrengendste Etappe stand uns bevor. 104 km und 2380 Höhenmeter waren auf der Strecke zum Timmelsjoch zu bewältigen. Gerd hatte sich entschieden nicht mitzufahren und den Tag in Meran zu verbringen. Also machten wir vier uns nach dem ausgedehnten Frühstück auf den Weg nach St. Leonhard an den südlichen Fuß des Timmelsjochs. Im Passeiertal gibt es zwei bis drei kleinere Senken, ansonsten war die Strecke aber relativ leicht und verhältnismäßig ruhig zu befahren. Viele Autos waren morgens nicht unterwegs. In St. Leonhard konnten wir uns mit Wasser und Proviant eindecken um für den langen Anstieg genügend gerüstet zu sein. Nach dem Ortsausgang ein erste Foto

Viele Kilometer zog sich die Straße über Moos bis zu unserem Ziel hinauf. Zunächst noch relativ leicht zu befahren, nahm die Steigung zum Schluss immer mehr zu. Jeder fuhr seinen Rhythmus, wobei teilweise erhebliche Abstände entstanden. Da die Vorausfahrenden aber  immer wieder warteten, kam die Gruppe auf den ersten 20 Km letztendlich immer wieder zusammen.

Nicht weit vor der Passhöhe befindet sich ein unbeleuchteter Tunnel, der mir ein wenig zu denken gab. Ich wollte ihn einigermaßen gefahrlos durchfahren, stand vor dem Tunnel und überlegte wie mir das gelingen könnte. Die Fahrradbeleuchtung reichte ohnehin max. um evtl. noch gesehen zu werden, aber auf der feuchten Straße selber etwas sehen zu können, war mit der Minimalbeleuchtung nicht drin. Dann kam die „Rettung“. Ein Auto hielt auf dem kurz vor dem Tunnel befindlichen Parkplatz, die Gelegenheit sich Beleuchtungshilfe zu holen. Aus zwei Gründen wartete ich noch ab. Ersten wollte ich das Ehepaar nicht unter Druck setzen und mir möglicherweise dadurch eine Absage einfangen, zweitens hatte ich die Hoffnung, dass der Rest der Gruppe langsam vor dem Tunnelportal eintreffen würde. Dann ging alles plötzlich ziemlich schnell. Das Ehepaar ging zum Auto, meine Chance, sie anzusprechen. Netterweise waren sie sofort bereit im Tunnel hinter mir herzufahren um die Straße auszuleuchten. Leider war vom Rest der Radgruppe noch niemand zu sehen. Also ab durch den Tunnel und das letzte Stück bis zur Passhöhe hinauf! Die anderen würden auch ihren Weg finden dieses Stück zu meistern. Froh war ich, das Ziel erreicht zu haben, stand auf der Timmelsjochpasshöhe und wartete auf den Rest der Gruppe. Sie erreichten das Ziel nur wenig später, insofern war ich überrascht, dass ich sie vor dem Tunnelportal nicht mehr rechzeitig gesehen hatte um für alle die Beleuchtungshilfe zu organisieren.

Eines war erkennbar! Wir waren schon ziemlich geschafft, benötigten dringend eine Pause. Ich selber hatte mich auch ziemlich verausgabt. Die Pause in der Hütte auf der Passhöhe mit entsprechender Getränke und sonstiger Nahrungsaufnahme brachte aber alle Lebensgeister wieder zurück. Mein Dankeschön ging noch an das Ehepaar, welches mir den Weg durch den Tunnel erleichtert hatte. Danach sausten wir denselben Weg wieder zurück in Richtung Meran.

Das Erfolgserlebnis war für alle schon gewaltig gewesen. Die kleinen Anstiege im Passeiertal zwischen St. Leonhard und Meran auf dem Rückweg konnten kaum mehr ein Problem sein. Spät nachmittags kamen wir wieder in Meran an, alle glücklich den härtesten Tag geschafft zu haben. Für morgen war ein Pausentag für alle in Meran eingeplant. Den Abend konnten wir vollkommen relaxt angehen.

 


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 08.Tag: Unser Pausentag in Meran

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
25.08.1995 0 444 0 9.249 Camping Meran

 

Wie man sieht hatte Georg einen „Pausentag“. Wir nahmen uns für das Frühstück zwar viel Zeit, uns trieb heute ja niemand, aber irgendwie benötigten fast alle eine Beschäftigung. Den Abend verbrachten wir wie am Abend zuvor in der Innenstadt von Meran

 

 


 

 Die Rückkehr nach Sterzing

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
26.08.1995 59 503 1.860 11.032 Camping Gilfenklamm

 

Unsere Radtour sollte heute zu Ende gehen. Ich persönlich war mir bereits sicher, dass wir für das nächste Jahr eine ähnliche Tour planen sollten. Mal schauen was daraus werden würde. Das erst Stück nach St. Leonhard kannten wir natürlich schon vom Vortag. Wir wussten natürlich, das an diesem Tag noch knapp 1900 Hm bis zum Jaufenpass mit Gepäck zu bewältigen waren, aber erschüttern konnte uns die Tatsache nicht mehr. St. Leonhard war mal wieder ideal dazu geeignet sich mit Proviant und Flüssignahrung einzudecken und ein wenig Kraft zu tanken für den uns noch unbekannten letzten Anstieg. Schlimmere Steigungsprozente als in den Vortagen waren auch nicht zu erwarten. Also reihten wir uns zu fünft hintereinander ein und verließen kurz hinter St. Leonhard die Straße zum Timmelsjoch. Ab hier war die Streckenführung für uns neu. Auf den ersten Kilometern fiel unser Blick immer wieder auf die Straßenführung im Passeiertal, die wir in den letzten Stunden ja bereits mehrmals gefahren waren. Tief unten der Ort St. Leonhard, der quasi den Talabschluss bildete. Viele Kehren fuhren wir zwischen Almwiesen und Bauernhöfe hindurch bis die Straße eine Höhe erreicht hatte, die es den Straßenbauern erlaubt hatte, sie fast ohne Kehren nach Osten schwenken zu lassen.  Am Gasthof Alpenrose vorbei erreichten wir die letzte langgezogene Kehrengruppe, die uns bis zur Passhöhe bringen würde.

Das wir mehrere Pausen einlegten, war aufgrund der Höhenmeterdifferenz selbstverständlich. Noch im unteren Waldstück blieb mir in Erinnerung, dass uns ein paar Motorradfahrer nervten, weil sie uns schnitten und mit wahnsinnigem Tempo überholten. Zwischen 14:00 Uhr und 15:00 Uhr erreichten wir die Passhöhe bei recht guter Wetterlage. Der Wind war etwas kühl, so dass wir uns komplett umziehen mussten, aber draußen zu sitzen war durchaus möglich.

Die letzten Höhenmeter unserer ersten großen Alpentour waren geschafft. 11000 Höhenmeter waren inzwischen zusammen gekommen. In Sterzing am Campingplatz würden wir die 500 km-Marke überschreiten. Aber zunächst machten wir es uns auf der Passhöhe gemütlich. Wo war Martin geblieben? Kaum darüber nachgedacht, stand er mit einem Tablett vor uns. Er hatte für alle einen Gipfelschnaps auf dem Tablett. Als krönender Abschluss unserer Tour eine tolle Idee. Danach packten wir uns für die Abfahrt alle warm ein und machten zwei letzte Passhöhenfotos. Nun ja, unsere tolle Tour hatte ihren krönenden Abschluss am Jaufenpass bekommen. Die Abfahrtskilometer bis Sterzing waren schnell gefahren.

Der VW-Bus stand wohlbehalten auf dem Campingplatz. Wir nahmen uns reichlich Zeit zu duschen, zu packen und alle Fahrräder ordnungsgemäß auf dem Auto zu befestigen. Danach fuhren wir zunächst nach Sterzing hinein um in Ruhe eine Kleinigkeit zu essen. Übernachten wollten wir in Sterzing nicht mehr. Abends traten wir die Heimreise an und erreichten nach einer ca. 9-10 stündigen Fahrt am frühen Morgen unseren Heimatort Dorsten.

 


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