01.Tag: Anreise und erste Eindrücke in Beziers |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
15.09.2010 | 8 | 8 | 50 | 50 | Hotel Alma in Beziers |
Am frühen Morgen des 15.09.2010 machten wir uns mit unserem Nachbarn Clemens als Chauffeur auf den Weg nach Weeze. Unser Flug ging um 10:45 Uhr, als Ankunftszeit in Béziers war 12:45 Uhr angegeben. Unsere Räder in den Kartons hatten wir wie schon häufiger mit unserem eigenen kleinen 500 kg Hänger zum Flughafen transportiert.
Pünktlich hob die Maschine in Weeze von der Landebahn ab, wir waren in Urlaubsstimmung, unsere Tour konnte beginnen. Bei der Ankunft in Béziers mussten wir ein wenig schmunzeln. An große Flughäfen gewöhnt, waren wir etwas erstaunt, dass in Beziers nicht mehr als 4-5 Flugzeuge pro Tag landeten. Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Terminal. Übersehen konnten wir die Haltestelle nicht, denn es gab nur eine.
Etwas Grundnervosität machte sich breit! Würde der Bus uns mitnehmen? War er überhaupt groß genug, um die Radkartons zu verstauen? Eine erste Erleichterung trat ein, als ein großer Shuttle Bus auf den Platz einbog. Mehr als erfreut waren wir dann, als der Busfahrer die unteren Klappen öffnete, mit uns die Kartons verstaute und uns erklärte, dass der Transfer an dem Tag nichts kosten würde. Er erläuterte uns in einem Wortschwall auch warum, wir verstanden es aber leider nicht. 20 Minuten später befanden wir uns mitten in Béziers am Gare Routiere, der Transfer hatte schon mal hervorragend geklappt.
Wie bekommt man zwei Fahrräder im Karton über 300-400 m vom Gare Routiere zum Hotel Alma transportiert? Die Lösung war denkbar einfach! Wir packten die Fahrräder aus den Kartons, bauten sie noch am Busbahnhof zusammen und hängten die Radtaschen dran. Ohne die leeren Kartons hätten wir sofort auf Radreise gehen können, aber das war ja erst am darauffolgenden Tag geplant. Die leeren Kartons ließen sich dann mit einer Hand neben dem zu schiebenden Rad ein wenig auf dem Boden schleifend tragen.
Die erste und letzte Nacht unserer gesamten Tour hatten wir im Hotel Alma vorgebucht. Als wir ankamen, wurden wir sehr freundlich empfangen. Man erinnerte sich an den in englischer Sprache mit deutschen Radlern geführten Emailverkehr und unseren Wunsch, die Radkartons über die Dauer unserer Reise dort zu lagern. In einer Nebenstraße befand sich eine Garage. Wir schleppten die Kartons die wenigen Meter dorthin, das Problem war damit auch gelöst. Unsere Fahrräder deponierten wir in einem kleinen Raum, die spätere Stadterkundung wollten wir zu Fuß vornehmen, bis zur Innenstadt war es ja nicht sehr weit.
Am Nachmittag und bis in den Abend hinein durchstreiften wir die Innenstadt, Béziers hatte einiges zu bieten. Die südfranzösische Stadt gehört zum Départment Hérault und liegt am Fluss Orb und dem Canal du Midi. Béziers liegt ca. 20 km vom Mittelmeer entfernt, nicht weit von den Ausläufern des Massif Central in der Ebene des unteren Languedoc.
Béziers ist eine Stadt mit einer über 2700 jährigen Geschichte, die mit einer Stammesansiedlung an den Ufern des Orb begann. Während der Eisenzeit im 8.-2. Jahrhundert vor Christus ist Béziers eine der wichtigsten Städte des keltischen Mittelmeerraumes. Aufgrund der erhöhten Lage oberhalb des Flusses und der damit verbundenen Möglichkeit der Überwachung der Flusspassagen, gewinnt der Ort rasch an Bedeutung. Die Kelten wurden später von den Römern vertrieben, die dort die Kolonie Civitas urbs baeterrensis gründeten. Durch die Nähe zur römsichen Via Domitia, die zu der Zeit Italien mit Spanien verbindet, wächst die Bedeutung des Ortes immens, gleichzeitig aber auch die äußeren Bedrohungen. Zum Schutz wird deshalb eine Stadtmauer errichtet. In den folgenden Jahrhunderten wird Béziers mehrfach erobert, geplündert und zerstört. „Ganze Arbeit“ leisten die Franken, die im Jahr 737 Béziers vollständig zerstören. Während der Herrschaft Karls des Großen wird Béziers Bischofsitz und gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. 1209 wird Béziers im Albigenserkreuzzug als erste der okzitanischen Städte von den Kreuzrittern erobert, die dem Aufruf von Papst Innozenz III. gefolgt waren, die ketzerischen Albigenser zu bekehren. So laufen die Einwohner Béziers in die Waffen eines der größten Massaker des Mittelalters. „Tötet sie alle, Gott wird die Seinen erkennen“, lautete die Order des Abt Arnaud Amaury, dem päpstlichen Legaten, während des Ansturms auf Béziers.
Heute ist Béziers ein ruhiger auf einem Hügel liegender Ort, der von Weitem sichtbar, nur von seiner Cathédrale St. Nazaire überragt wird. Nachstehend mal ein paar Fotos von unserem Rundgang in Béziers. Den Abend verbrachten wir draußen vor einem Restaurant an der Allee Paul Riquet, nicht weit von unserem Hotel. Den ersten Tag konnten wir als gelungen betrachten.