24. Tag: Pamplona - Estela/Lizzara |
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Datum | km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
19.09.2016 | 51 | 2.167 | 824 | 15.192 | Camping Lizzara |
Am Abend zuvor war ich schnell eingeschlafen. Irgendwann hatte mich mein Nachbar im Nebenbett noch geweckt, weil ich „angeblich“ schnarchen würde, aber das nahm ich nur kurz war.
Um 06:00 Uhr wurde es im Zimmer unruhig. Alle kramten in ihren Sachen, mit einem weiteren Schlaf war es wohl vorbei. Mir war es egal, ich hatte genug geschlafen und freute mich auf den Tag. Das Frühstück war einfach aber reichlich. Ursula bediente alle und brachte jedem seinen gerösteten Toast. Sie fand das vom Handling her einfacher, weil dann niemand in der Küche um sie herumlief. Am Frühstückstisch kam ich kurz mit einem Kanadier und einer Deutschen ins Gespräch, der Morgen begann gemütlich.
Als ich mein Rad aus dem Keller holte, tippte mir eine Spanierin auf die Schulter und zeigte immer mit dem Finger auf ihr Rad. Sie sprach kein Wort Englisch und ich kein Spanisch, für eine Kommunikation nicht gerade die geeigneten Voraussetzungen, aber die Körpersprache half.
Das hintere Laufrad hatte einen ziemlichen Seitenausschlag, an den Speichen lag es aber nicht, das hatte ich schnell gesehen. Der Schaden lag eindeutig am zu lockeren Lager und mit dem war sie, so hatte ich sie verstanden, bereits zwei oder drei Tage unterwegs. Die gute Frau war dann auch noch der Ansicht gewesen, man könnte den Schaden durch ein strammeres Anziehen des Schnellspanners beheben, ich benötigte sogar einen Metallhebel um den Schnellspanner überhaupt aufzukriegen. Es war extrem schwierig ihr klarzumachen, dass das Anziehen keine Lösung war. Da ich den entsprechenden Schlüssel zur Einstellung des Lagers auch nicht im Gepäck hatte, suchte ich für sie nach einem anderen Lösungsweg.
Auf meinem iphone zeigte ich ihr, wie man mit googlemaps ein Radgeschäft in Pamplona fand. Sie hatte ein eigenes Samsung Smartphone dabei, gab die von mir recherchierte Adresse ein und schon war das Problem fast gelöst. Das Radgeschäft, das wir im Netz fanden, war max. 1 km entfernt und hatte laut Internet geöffnet, es wurde also wohl alles gut.
(Kleine vorweggenommene Anmerkung: Ich traf sie später auf dem Camino Frances noch wieder. Man hatte ihr Laufrad in dem Geschäft repariert).
Aus Pamplona hinauszukommen dauerte etwas und mein Track im GPS Gerät war alles andere als optimal. An der Stadtgrenze ging es auf Schotterwegen unter der Autobahn durch und danach steil bergauf. Hinzu kam, dass der Weg aus losem Geröll bestand, da fiel das Schieben auf den Passagen schon schwer.
Über den Pass des Tages, den Puerto del Perdon in einer Höhe von 675 m zu radeln, war wirklich nicht schwer, bei gleichmäßiger Steigung war ich ziemlich schnell oben und nur wenig ins Schwitzen geraten.
Noch vor Puente la Reina sah ich auf der Abfahrt zwei Radler, die mir vom Outfit ziemlich deutsch vorkamen. Später im Ort traf ich sie und stellte fest, dass ich mit meiner Einschätzung richtig lag. Beide wohnten in Hamburg, waren dort gestartet und wollten auch bis Santiago de Compostela radeln. Er stammte aus Hamburg, sie kam aber gebürtig aus Coesfeld, ein Ort, der nur 40 km von meinem Heimatort Dorsten lag. So kamen wir natürlich einige Zeit ins Gespräch. Auf der Brücke in Puente la Reina fotografierte ich noch beide, sah sie in den Tagen darauf aber leider nicht mehr wieder, was irgendwie schade war.
Die Gemeinde Puente la Reina hat nur ca. 2.800 Einwohner, ist aber an Geschichte reich. Bereits 1122 erhielt der Ort Stadtrechte, mit denen einige Privilegien verbunden waren. Ab 1235 begann man mit dem Bau der Stadtmauer. Später wurde die Stadt an die Templer verschenkt, nach deren Auflösung zu Beginn des 14. Jahrhunderts ging sie an die Johanniter über.
Es machte Spaß, durch die alten Gassen zu radeln, um ein paar Fotos zu machen. Das Örtchen war ein absolutes Muss für jeden Pilger, den es nach Santiago zog. Im Ort gab es mehrere Pilgerherbergen und einige Restaurants, bezüglich der Infrastruktur konnte man sich auf dem Camino Frances absolut nicht beklagen, die Spanier hatten reichlich vorgesorgt.
Auf der Puente la Reina, die über den Rio Argo führt, liefen viele Pilger. Aus dem Grunde schob ich mein Rad auf die andere Seite, fotografierte die beiden jungen deutschen Radler aus Hamburg und blieb auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke stehen. Der Punkt wird mir immer in besonderer Erinnerung bleiben, weil ich gedanklich vertieft ins Fotografieren nicht bemerkte, was um mich herum geschah. Ca. 10 Frauen hatten sich versammelt und redeten in Englisch gleichzeitig auf mich ein. Laut ihrer Aussagen kamen sie aus allen möglichen Ländern wie Neuseeland, England, Amerika und Kanada und hatte sich unterwegs kennengelernt. Sie hatten das Bild von Jakob hinten am Rad gesehen und außer einem mehrfachen „how nice“ konnte ich bei dem Durcheinander kaum mehr verstehen. Unser Enkelkind Jakob hatte also anscheinend schon Freundinnen in aller Welt.
Später an einer Pilgerherberge in Maneru trank ich noch eine Cola und holte mir einen Stempel für mein Credential de Peregrino. Auch darauf musste ich täglich achten, um meinen Nachweis ordnungsgemäß zu führen.
Vor dem Ort Cirauqui schwenkte ich mal wieder auf den Original Pilgerweg mit unangenehmen Folgen. Schotterpassage wäre ja noch einfach gewesen, nein es ging über Felsblöcke mit Trittunterschieden von 40-50 cm hinauf. Also alles Gepäck vom Rad, denn mit Gepäck war ein Tragen über diese 100 m kaum möglich. Ein wenig Glück hatte ich dort, weil mir ein netter deutscher Pilger beim Tragen half.
Die restlichen Kilometer fuhr ich aus dem Grund auf der Nationalstraße, auf der aber kaum ein Auto unterwegs war. Früher musste es dort voller gewesen sein, aber seit dem die Autobahn genutzt werden konnte, war dort kaum ein Auto unterwegs.
Bei meiner Ankunft in Estella/ Lizarra radelte ich über die Brücke über den Rio Ega und fuhr auf der anderen Seite ein Stück auf dem Pilgerweg zurück. Der Campingplatz befindet sich etwa zwei bis drei Kilometer südlich vom Ort und dort wollte ich hin. Die Zufahrt zum Platz lud nicht unbedingt zur Weiterfahrt ein. An mehreren nicht ansehnlichen Industrieanlagen kam ich vorbei und dennoch konnte ich bei meiner Ankunft überhaupt nicht klagen, der Platz war relativ groß, ordentlich und hatte ein Restaurant und Pool.
Bereits am frühen Nachmittag, nach einem Essen im Campingplatz Restaurant hing alle Wäsche in der Sonne und ich lag auf meiner Matte draußen vor dem Zelt und schlief für 1 ½ Stunden ein.